Die Paffrather Mulde

 

Die Bergisch Gladbach-Paffrather Mulde – kurz Paffrather Mulde – ist seit etwa 240 Jahren Gegenstand geologischer und paläontologischer Forschung. Mehr noch, es ist ein Pioniergebiet der Devonforschung in Deutschland.


Das Devon – benannt nach der englischen Grafschaft Devonshire – ist ein Zeitabschnitt innerhalb des Erdaltertums (Paläozoikum), der vor etwa 418 Millionen Jahren begann und vor etwa 358 Millionen Jahren endete. Diese erdgeschichtliche Phase ist äußerst bedeutsam, weil dort einige wesentliche Weichen für die Evolution gestellt wurden. Zu dieser Zeit befand sich das heutige Bergische Land noch auf der Südhalbkugel in einem tropisch warmen Meer, etwa in der Höhe der heutigen Komoren-Inseln oder von Nord-Australien.


Im Mittel-Devon bildeten sich riesige Korallen- und Schwammriffe, die zusammen mit dem Phytoplankton maßgeblich an der Bildung von atmosphärischen Sauerstoff beteiligt waren und uns zusätzlich riesige Mengen an Kalk hinterließen. Man muss sich klarmachen, dass fast jedes Stück Kalkstein aus unserer Region von oder aus lebenden Organismen gebildet wurde. Es war aber auch die Zeit der Fische, die sich rasant entwickelten und sowohl die Meere als auch die Süßwasserbereiche bevölkerten. Eine besondere Gruppe der Fische, die sogenannten Quastenflosser, wagten im Devon den Übergang aufs Land. Der wichtigste Schritt in der Evolution überhaupt! Die Pflanzen eroberten das Land und bildeten die ersten ausgedehnten küstennahen Wälder. All diese Besonderheiten sind hier im Bergischen Land innerhalb weniger Kilometer zu sehen. Sie wurden und werden noch immer erforscht.


Das Bergisch Gladbacher Gebiet war und ist bekannt für seine hervorragend erhaltenen Fossilien, die in zahlreichen Lehrbüchern des 19. und 20. Jahrhunderts abgebildet wurden. Wissenschaftler aus der ganzen Welt waren hier, um die Fossilien aus unserer Region zu untersuchen. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurden dann in den Plattenkalken des Strundetales die wahrhaft weltberühmten Fische und Krebse gefunden. Das Strundetal gehört zu den weltweit bedeutendsten Fossilfundpunkten für devonische Fische. Hier wurden Panzerfische, Haie, Stachelhaie, Quastenflosser, Lungenfische und Strahlenflosser in großer Artenvielfalt gefunden und teilweise erstmals beschrieben. Einige Funde wurden nach nach der Strunde oder nach Bergisch Gladbach benannt. Der kleine unscheinbare aber höchst interessante Panzerfisch Ctenurella gladbachensis, Strunius - ein sehr seltener Quastenflosser oder der „bergische Krebs von der Strunde“ Montecaris strunensis, ein sogenannter Phyllocaride, der von Prof. Dr. Ulrich Jux im Jahre 1959 erstmals beschrieben wurde, um nur einige zu nennen.


Die Paffrather Mulde ist eine absolut einzigartige geologische Struktur, mit weltberühmten Fossilfunden. Deswegen sind die meisten Steinbrüche und Aufschlüsse als Bodendenkmäler oder Naturdenkmäler geschützt. Helfen Sie diese lokalen Schätze zu bewahren!

 

Dr. Hans Martin Weber


Das Foto zeigt den Steinbruch an der Dombach-Sander-Straße. Fotograf: Dr. Hans-Martin Weber

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